Blog des Zentrums für Medien der PH Vorarlberg

Abbildung von Unterricht – Feedback und E-Learning

Wenn Software Unterricht unterstützen will, dann muss sie sich selbst in das Reglement von Unterricht einfügen.

Ein Experiment, das ich gerne mit Studierenden durchführe: Ich bitte um ein gezeichnetes Pferd. Eine Person ist meist leicht zu motivieren. Nach Abschluss der Arbeit (schnell und schön!) wird die Zeichnung von mir eingesammelt, zerknüllt und in den Papierkorb geschmissen (!). Alle sind schockiert. Anschließend bitten ich um ein weiteres Pferdebild – das klappt meist 2- bis 3-mal.

Die Qualität der Zeichnungen nimmt entgegen dem Verständnis von Kompetenzgewinn durch Übung aber selbstverständlich ab. Für Lehrpersonen ist der Fall klar: Hier fehlt irgendeine Form von Rückmeldung. Das könnte eine Note, ein wertschätzender Satz, der Aushang der Zeichnung oder ein ähnliches Konzept sein. Natürlich könnte das gelungene Werk an sich auch eine schöne „Rückmeldung“ für Studierende sein. In unserer aktuellen Lernkultur stellt dies Lernende aber selten zufrieden1. Ohne Feedback endet das Engagement der Lernenden rasch: John Hattie erklärt Feedback allgemein zu einem der wichtigsten Wirkungsfaktoren – auch für selbstständiges Arbeiten.


Abb. 1. Die „Galerie der geretteten Pferde“: Nach dem Experiment doch noch die notwendige Wertschätzung erhalten: Sie schmücken mein Büro.

Dieselbe Situation finden wir bei Lernprogrammen oder bei allen anderen Arbeiten an Computern, bei denen die Lehrperson keine Kenntnis der Lernarbeit hat und es keine entsprechende menschliche Rückmeldung gibt. Nur weil jemand in einer Klasse einen Computer einschaltet, entsteht nicht plötzlich und vollautomatisch eine neue Lernkultur, die vorhandene Rahmenbedingungen und Regeln einfach abschafft. Auch Lernprogramme am Computer müssen zentrale Elemente von Unterricht abbilden. Wir brauchen Lernsysteme und didaktische Settings, die auch die Rolle der Lehrperson berücksichtigen, damit menschliches Feedback professionell erfolgen kann.

Schuster bleib bei deinem Leisten: Computer stellen vielfältige Arbeitsumgebungen bereit oder können im Fall von Übungsprogrammen vielleicht falsche Antworten erkennen. Diese Leistungen oder Fehler sollen aufbereitet in gut erkennbarer Form für Lehrenden und Lernenden zur Verfügung gestellt werden, damit diese während dem Lernen erkennen, ob sie auf dem richtigen Weg sind. Damit können Lehrende rückmelden und fördern sowie formativ beurteilen.


Abb. 2.: Lena, 14 Jahre zeichnet mit dem digitalen Fadenspiel schöne Fadenmuster: „Warum hättest du das im Hausübungsheft nicht auch so gezeichnet?“ – Antwort: „Da wäre der Lehrer ausgerastet“. Digital egal?

Achten Sie daher auch bei der Gestaltung von computergestützten Lernszenarien darauf, dass Arbeiten jeweils mit persönlichem Feedback leistungsfördern beurteilt und wertschätzend oder auch kritisch rückgemeldet werden. Wählen Sie Lernsoftware aus, die eine Rolle für die Lehrperson vorsieht!






1Natürlich könnten wir sagen, dass wir eigentlich die beschriebene Lernkultur ändern müssten, dies ist aber ein ganz anders Thema und von vielen anderen soziokulturellen Rahmenbedingungen abhängig, welche nicht unbedingt durch die Lehrperson beeinflussbar sind.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert